„Die juckt gar nix ausser Fußball“ oder „Ein sattes Hopping-Wochenende in Italien“

Winterpause, Langeweile, keine Bundesliga, einfach zum abgewöhnen…Was kann man tun? Diese Frage stellten sich Schmalle, Dennis und meine Wenigkeit letzte Woche und entschieden uns für einen Ausflug nach Italien zum Fußball-Methadon-Programm…Samstag früh um 7 ging die YNWA/CC-Reisegruppe dann on Tour…Nachdem die Bullen mich kurz vor Dennis’ Wohnung noch blasen ließen (ausnahmsweise mal 0,0 Promille) machten wir uns auf nach Leonberg zum vereinbarten Treffpunkt. Leider rief ein total erkälteter Hotz, der eigentlich auch hoch motiviert (in jeder Hinsicht) war für die Tour, an und musste aufgrund einer Lungenentzündung absagen. Allerdings nicht, ohne uns ein total sattes Gefährt (C-Klasse-Mietwagen, an dieser Stelle nochmals vielen Dank!) bereitzustellen. Nachdem gleich mal das Fahrtziel Italien ins Navi geprügelt wurde düste Schmalle in Rekordgeschwindigkeit Richtung Süden wobei er lediglich einige Male den Tempomat mit dem Blinker verwechselt hat. In der Schweiz übernahm dann ich das Steuer und peitschte den Mietes Richtung Italien wobei wir während einer Pinkelpause noch eine freie Republik in der Schweiz mal eben mit CC-Aufklebern markierten. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir die italienische Grenze, wobei wir immer noch nicht wussten, ob wir nun Cremonese-Brescia oder Bergamo-Modena anschauen sollten. Auch die Gazetta dello Sport konnte uns die Entscheidung nicht abnehmen so dass wir uns endlich nach neuem hin und her für das erste Ziel Cremona entschieden. Schnell das Navi umprogrammiert und weiter.

Anderthalb Stunden vor Anpfiff standen wir dann vor den Stadion-Toren von Cremonese und holten die für uns reservierten Pressekarten ab …Gleich mal die sattesten Plätze auf der Pressetribüne eingenommen und schon gings los: Über eine Stunde vor Anpfiff legte der Brescia-Mob in einer gigantischen Lautstärke los dass wir den Mund gar nicht zubekamen. Langsam füllten sich auch die Haupttribüne und die Plätze um uns herum. Dabei stellten wir fest das die Italiener sehr großen Wert auf überdimensionale Sonnenbrillen legen, vor allem die zahlreich eintrudelnden Kätzle…Langsam füllte sich auch der Cremonese-Heimblock und die Ultras beider Vereine begannen sich lautstark gegenseitig zu bepöbeln. Aus dem Brescia-Block gabs auch einige Böllerschüsse. Das Spiel war von erstaunlich guter Qualität (beide Teams spielen ja Serie B), wobei in der ersten Halbzeit vor allem Cremonese das Heft in der Hand hatte und durch einen satten Schuß auch verdient mit 1:0 in die Halbzeit ging. Die Reisegruppe suchte erst mal den Presseraum auf und bediente sich ausgiebig an den gereichten Häppchen und Getränken. In der zweiten Hälfte wurde Brescia dann der Favoritenrolle gerechter und schaffte den 1:1 Ausgleich. Danach gab es noch zahlreiche Möglichkeiten, aber das Spiel endete mit einem gerechten Unentschieden. Die Cremonese-Jungs hatten dann nach dem Spiel noch ihren Auftritt, als sie einige gezockte Fahnen von Brescia verbrannten…

Nach einem erneuten Besuch des Presseraums machten wir uns auf die Weiterreise nach Genua, wo wir dann am nächsten Tag die Serie A Partie zwischen Sampdoria und Livorno besuchen wollten. Einziger Zwischenfall auf dem Weg dorthin war eine verzweifelte Suchaktion nach meinem Geldbeutel im gesamten Auto, er war für 5 Minuten unauffindbar, bis Schmalle ihn in einem Geheimfach des Mietes entdeckt. Puhhhh der Abend war gerettet, ich hatte schon befürchtet ihn bei einer Rast verloren zu haben. Nachdem sämtliche Mautstellen mit CC-Aufklebern bepflastert waren folgte die Einfahrt nach Genua die sich angesichts der total geisteskrank fahrenden Vespa-Jünger als etwas stressig herausstellte. Gleich der erste Anblick der Stadt ließ erahnen was für eine geile Stadt das doch ist. Total genialer Baustil, der gigantische Hafen und geniale Häuser am Hang…Einfach Hammer! Auch die Hotelsuche verlief super, so dass wir bereits nach wenigen Minuten ein Hotel im Stadtzentrum gefunden hatten zu einem sehr vernünftigen Preis. Kurz nen Kolben aufm Zimmer gezischt und auf die schöne Tour angestoßen, dann gings in die Stadt, erstmal schön Spachteln. Die Pizza in dem aufgesuchten Lokal war ebenso fantastisch wie der ganze Tag schon. Mit vollem Ranzen ging’s dann noch für n paar Stunden in einen Pub, wo wir Obstler-Caipi und Bier in uns reinschütteten. Gegen eins machte sich dann die lange Fahrt bemerkbar und wir legten uns pennen um für den nächsten Tag fit zu sein.

Nach dem Frühstück gings dann erst mal zurück in das fantastische Stadtzentrum, wo wir ein paar Pics machten und uns in der warmen Wintersonne noch nen Cappucino reinpfiffen. Sehr satt auch eine circa 80jährige Oma, die im Laufen am Stock die Gazetta las. Wir stellten zum wiederholten Male fest, wie geil die Italiener doch drauf sind: Wie von Schmalle bereits am Vortag vermutet juckt die dort gar nichts außer den wirklich schönen Dingen im Leben: an erster Stelle Fußball, dann noch Essen, Telefonieren, Kätzle und Sonnenbrillen. Einfach geil! Wir fühlten uns wie im Urlaub und überlegten uns bereits jetzt wie wir am besten krank machen könnten um noch ne Weile hier bleiben zu können. Gegen eins ging es dann ins Luigi Ferraris, wo wir gleich mal ein paar deutsche Hopper-Trollos in total auffälliger Kleidung entdeckten und auslachten. Dann noch schnell die Pressekarten abgeholt. Nach der Ankunft des Livorno-Mobs nahmen wir dann die Plätze ein, unglaublich…Wir hatten die geilsten Plätze mitten in Höhe der Mittellinie mit übelst genialer Sicht auf das Geschehen. Auch hier heizten die Fans beider Seiten die Stimmung kräftig an, wobei die Livorno-Ultras irgendeine Art Wasserwerfer ins Stadion geschmuggelt hatten und die Samp-Fans auf der angrenzenden Tribüne mit einer 5minütigen Wasserdusche eindeckten, was natürlich den Mob zum Toben brachte. Dann legte die Heimkurve los und beschallte das Stadion für 90 Minuten mit überaus lauten und melodischen Gesängen. Eine unglaubliche Atmosphäre herrschte. Livorno ging nach wenigen Minuten durch ihren Superstar Luccarelli in Führung und war über die gesamten 90 Minuten spielbestimmend, wobei auch Samp gute Chancen hatte aber vor dem Tor zu harmlos war. Trotz des Rückstandes herrschte 90 Minuten sattester Dauersupport von den Sampdoria-Ultras die sowohl auf dem Ober- als auch auf dem Unterrang einen Anstimmer hatten.

Das Erlebnis in diesem Stadion auf den geilsten Plätzen ein Spiel zu verfolgen ist kaum in Worte zu fassen. In der Halbzeit stärkten wir und wieder an den bereitgestellten Häppchen, wobei Schmalle sich besonders dreist in den Vip-Bereich schmuggelte und Dennis und mich mit einem Teller Lasagne bewaffnet durch die Trennscheibe hindurch anpöbelte. Noch schnell Getränke mitgenommen und schon gings wieder hoch auf die Pressetribüne. Die zweite Halbzeit lief ähnlich wie die erste. Sampdoria war an diesem Tag einfach zu unentschlossen und verlor mit Flachi auch noch den besten Mann mit gelb-rot. So kam es dass erneut Luccarelli kurz vor Schluss mit einem üblen Hammer das 2:0 für Livorno besorgte. Ein verdienter Auswärtssieg. Trotz allem hörte Samp nicht auf zu supporten. Absoluter Hammer! Leider war das Spiel viel zu schnell vorbei. Wir begaben uns Richtung Livorno-Block und schauten uns die Siegesfeier an. Der Livorno-Präsident wurde von den mitgereisten Fans mit lauten „Presidente“ Rufen gefeiert und schüttelte den Anhängen auf der Tribüne die Hände. Sehr satter Typ dieser Mann.

Wir stolzierten anschließend noch durch die Katakomben des Stadions und unter dem Spielfeld hindurch in den Pressekonferenz-Raum bevor wir uns wieder in Richtung Auto machten. Am liebsten wären wir noch tagelang in diesem geilen Land und dieser Hammer-Stadt geblieben, aber die Zeit war gekommen um Abschied zu nehmen. Auch die Heimfahrt verlief ohne Zwischenfälle und nach einer Rast an der italienischen Grenze ging es zügig Richtung Stuttgart, wo wir gegen 2 Uhr nachts ankamen.

Ein unvergessliches und absolut geniales Wochenende lag hinter uns und wir schworen uns, dass wir eine solche Tour bei der nächsten Gelegenheit wiederholen müssen. Natürlich nur dann, wenn unser VfB nicht spielt….Und eins haben wir uns vorgenommen und gelernt: Es dürfen einen einfach nur die schönen Dinge des Lebens jucken!

Dunga