12.05.07 Bochum – VfB Stuttgart 2:3

8.00 Uhr Abfahrt mit Steffele, Mäddes und Django. Fahrt eigentlich ohne besondere Vorkommnisse, jeder erzählt ein wenig von seiner persönlichen Strategie, die Nervosität der letzten Tage zu bekämpfen. Einig ist man sich eigentlich darin, wer heute Abend oben steht, der wird auch Deutscher Meister sein.

Django und Mäddes haben noch einen leichten hangover vom Vorabend. Letzterer bekämpft diesen in Bochum angekommen mit einem Megabecher Kefir (igitt!). Was sich später als böser Fehler herausstellen soll, was die Wirkung auf seinen Verdauungstrakt betrifft. Uns jedoch auch gleichzeitig noch ein weiteres Highlight an diesem denkwürdigen Tag bescheren soll. Aber dazu später mehr.

Wir entern die Mini-Pizzeria "Trulli" in der Castroper Strasse in Stadionnähe. Lustiger Name. Schon beim Blick in die Speisekarte ungläubige Gesichter: Fleisch-Gerichte wie Scaloppe in Weissweinsauce für 5 (!!) Euro. Natürlich wird auch erstmal das wirklich leckere Moritz Fiege angetestet. Putzig wirds aber beim Bezahlen. Für zwei leckere Mahlzeiten und 6 Getränke werden gerade mal 15 Euro berechnet. Auf unsere gut gemeinte Anfrage, ob sich die nette Signora nicht zu ihren Ungunsten verrechnet hätte, bekommen wir die Antwort. Jedes Getränk kostet bei uns 1 Euro! Wahnsinn!

14.30 Uhr, auf ins Stadion. Granatenmäßiger Wolkenbruch. Ich lasse die Vermutung los, bei so einem Wetter gehts in die Hose heute. 15.00 Uhr, wir haben schon längst unsere Plätze im Stehblock unten an der Treppe eingenommen. Als das Team zum warm machen kommt, der erste Flash: ein unglaublich fettes OleOleOla macht die Jungs heiß wie Frittenfett, und man merkt ihnen an ihren Gesten (Pardo!) die wilde Entschlossenheit an. Das war bewusst so gewählt, die Sprinteinheiten direkt vor uns machen zu lassen. Ich glaube, die sind mit einer kollektiven Latte zum Einlaufen gegangen. Meiner Einschätzung nach auch der Grund, warum man so unkontrolliert anrannte in den ersten 45 Min. Der Adrenalin-Flash bei den Spielern muss enorm gewesen sein!

Erste Halbzeit: Wechselbad der Gefühle. Halbzeit, wir liegen hinten. Verdammter Mist und der BVB führt. Sollten wir heute so dämlich sein und die Steilvorlage nicht aufnehmen? Mensch Armin, warum bringst Du nicht gleich Gomez für den völlig ohne Selbstbewusstsein agierenden Lauth? 2. Halbzeit, erstmal wieder das Spielgeschehen kontrollieren und die verlorene Ordnung wiederherstellen, das beruhigt. Die ersten Chancen und guten Szenen kommen, aber die Kugel will nicht rein. Verzweiflung. Ich sehe unseren Kumpel Dunga flennen und auch bei mir entlädt sich die Anspannung in feuchten Augen und einem fetten Kloß im Hals. Dann kommt endlich Mario. Euphorisierte Fans, schon als er Richtung Bank trottet. Die Initialzündung. Mario, bitte mach es! Und 5 Minuten später, unglaublich: Mario drückt das Ding über die Linie mit seinem ersten Ballkontakt! Komplette Raserei im Block, Menschen liegen übereinander. Schreien, Anfeuerung, Flehen. Keine Steigerung möglich? Doch. In gefühlter Zeitlupe rollt Cacaos Schuss durch den Strafraum und schlägt genau neben dem rechten Pfosten unten ein. Ich seh die Kugel so langsam, wir stehen von hinten direkt in der Verlängerung der Lauflinie des Balles, dass ich ihn am liebsten anschieben möchte. Dann ist er drin. Kein Abseits, kein Widerspruch. Einfach nur Tor. Die Führung. Alles entlädt sich. Sowas hab ich noch nicht erlebt und ich hab schon in 30 Jahren einiges mit dem VfB erlebt.

Dann eine Ewigkeit von ca. 20 Minuten, die noch zu spielen sind. Kurz vor Schluss die Bochumer Chance. 7000 Stuttgarter erstarren zur Salzsäule. Der Ball zappelte......nein doch nicht! Timo fliegt irgendwie im Bruchteil einer Sekunde in die linke Ecke und lenkt die Kugel um den Pfosten. Die rote Wand hinter dem Tor tobt zusammen mit ihm. Zwischendurch die Meldungen aus den anderen Stadien. 2:0 für den BVB, ist das denn ein Traum? Abpfiff, Meldung der Endergebnisse aus den anderen Stadien. Einfach nur Freudentaumel.

Als wir auf der Rückfahrt entscheiden, aufgrund von Mäddes heftig auftretenden Verdauungsproblemen einen Autohof anzufahren, fährt gleichzeitig der Mannschaftsbus raus. Was für eine Freude! Wir voraus, dann hinterher um abzuckecken obs zu Tanke, zum Mäc oder zum King geht. Langsamer, Warnblinker an, vier schwebende Schwaben hängen alle Ärme und Oberkörper raus und geleiten das Gefährt zum Mäc. Dort gibt es dann noch einige nette Smalltalks mit unseren Helden. Kuschel-Django gibt dem Wort Groupie eine neue Dimension. ;-) Jungs, Ihr macht uns sooooooooo glücklich. In Stuttgart angekommen und nach einer geilen Feier in einer Kneipe im Westen hab ich den Tag noch abgerundet, in dem ich mich in den falschen Nachtbus setzte. Was mir beim Zwitschern der Vögel noch einen 5-Kilometer-Fussmarsch im Morgengrauen einbrachte.

Pedro



Während die eine YNWA-Gruppe im Mäces die hoffentlich baldigen Meisterspieler traf, machte sich eine andere kleine Sektion über Leverkusen, wo der Schreiberling sein Auto abgestellt hatte und nach dem Spiel eigentlich noch auf einen Geburtstag und Polterabend wollte, auf ins alte Düsseldorf. Da unser Chauffeur bis dahin über hohe technische Ausstattung verfügte, die aber manchmal auch Schläge braucht, konnte man bereits erste Bilder zum grandiosen vorletzten Spieltag genießen.

In Düsseldorf kurz Station im kurzfristigen gebuchten Hotel Gio und weiter zum üblichen Startpunkt aller YNWA-Festivitäten. Der spendable Kellner steigerte die Stimmung nochmals. Nach einer kleinen Stärkung der Simonschen Art ging es rüber ins Papagayo, wo man den Abend ausklingen ließ, als man dann aufbrach, war der Geckosche Zipper unauffindbar, was dessen Laune schlaggartig ins Bodenlose sinken ließ. Auf dem Weg Richtung Taxistand, entschied er sich für eine abrupte Richtungsänderung und marschierte mit Affentempo zum Arsch der Welt, hinterherrufen und ein kurzzeitiger Versuch der Verfolgung wurde erfolglos abgebrochen und man entschied sich für ein Frühstück beim goldenen M, weit und breit kein VfB-Spieler, war wohl doch nur eine Vehsche Ausnahme. ;-)

Ein neuer Freund fürs Leben wurde unser Taxifahrer nicht, das Giosche Feilschen um einen Festpreis unter Zigarettenpreis fand bei ihm wenig Zustimmung und so ging man die letzten Meter wieder zu Fuß. Nachdem ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte und in sämtlichen Videotexten den VfB gefunden hatte, gab es auch noch die letzte halbe Stunde VfB auf Arena mit den beiden wohl wichtigsten Toren der Saison. Zufrieden schlummerte ich ein und träumte schon einmal vom kommenden Samstag. Sagt mir bitte, dass es kein Traum ist!

CJ