Auswärtsfahrt nach Rijeka

Nicht im Traum hätten wir (mein Sohn Gregor und ich) daran gedacht, dass es in dieser Saison das letzte Mal sein könnte, dass wir mit unserem VfB international unterwegs sein dürfen…..

Nachdem ich für Bambo und uns die Karten abgeholt habe, fahren wir am Mittwochmittag los. Über die A8 nach München, dann über Garmisch und Mittenwald runter nach Innsbruck. Es sollte nicht der letzte Pass sein, den wir unserer alten A-Klasse zumuteten. Durch das Inntal geht’s dann weiter Richtung Zell am See. Auf der Passhöhe des Gerlospass finden wir in einem Aussichtsturm eine trockene und geschützte Möglichkeit zum Übernachten. Ein Fläschchen Wein tut sei Übriges.

Mit dem ersten Büchsenlicht geht es weiter in die hohe Tauern. Leider ist das Wetter schlecht, Nebel, Regen, keine Aussicht, darüber hinaus fröstelt es als wir den durch den Tauerntunnel gen Süden fahren. Über den Plöckenpass geht es dann Richtung Italien, ein wunderschönes Flußbett (inzwischen scheint wieder die Sonne) beschert uns die Möglichkeit zum morgendlichen Bad im Fluß. Ach und übrigens Austria Wien ist in der Champions League. Jeder Sender, den unser Autoradio findet berichtet von dem sagenumworbenen Kantersieg in Zagreb (0:2) fast ununterbrochen sausen uns die Interviews mit den Helden um die Ohren.

Auf der italienischen Autostrada sind wir schnell in Triest. Ich meine den Schwaben heraushängen zu müssen und versuche mittels Unterstützung meines Navis die Autobahngebühr in Slowenien zu umgehen. Nachdem wir aber wieder zum dritten Mal in Triest gelandet sind, berappe ich halt doch noch einen 20-er und ab geht’s auf der Autobahn Richtung Kroatien. Nach einer guten halben Stunde sind wir an der Grenze und bekommen gleich zu spüren, woher der Wind im neuen EU-Mitgliedstaat weht. Gregor ist in meinem Pass eingetragen, aber der Zöllner brüllt mich an „Two Person, two Passport“ , als ich aussteigen will, um ihm die Eintragung zu zeigen, knallt er mir die Autotüre gegen den Fuß und gibt mir zu erkennen, dass ich sitzen bleiben soll. Nachdem Gregor dann doch seinen Perso findet dürfen Gruß und wortlos weiterfahren. Nette Leute. Inzwischen ist es fast 4 und wir wollten doch noch Bambo vom Flughafen abholen…. Schnell sind wir dann in Rijeka, Bambo ist auch schon da, wir sollen ihn am Busbahnhof abholen. Da angekommen gibt es zwar Busse, aber keinen Bambo, schnell klärt sich jedoch, es gibt der Busbahnhöfe Mehrere. Wir finden uns dann und nach einem Kaffee in einer netten Kneipe am Hafen fahren wir zu unserem Campingplatz in Opatja. Eine wunderschöne Küstenstraße und auf Bambo wartet ein tolles Appartement, wir zelten vor dem Haus.

Nach einem erfrischenden Bad in der Adria geht es mit dem Bus wieder zurück nach Rijeka. Zwischenzeitlich wollen nicht nur wir dahin sondern 10.000 Andere auch. Wir stehen im Stau und beschließen die letzten Etappen zum Stadion zu laufen. Auch da sind wir nicht allein, immer wieder mal ein Brustringträger drunter. Wir müssen oberhalb der Felswand am Stadion vorbei um in den Gästeblock zu kommen, plötzlich geht nichts mehr, die Polizei sperrt alle Zugänge ab. Später erfahren wir, dass es wohl Ärger gegeben hat zwischen der Polizei und einigen VfB-Anhängern. Nur etappenweise werden die Leute durchgelassen, ein unangenehmes Gedränge und Geschiebe, bis wir dann endlich die steile Straße zum Strand und Stadion runter dürfen. Wir treffen erst Peter Reichert, der uns von den Problemen mit der Polizei berichtet. Am Strand ist nicht mehr viel los. Wir suchen nach Waldi, finden aber kein langhaariges Wesen mit Zopf, nur Thomas & Thomas von US treffen wir noch.

Aber Waldi- der mit dem Bus gekommen war- muss dagewesen sein, denn es gibt kein Bier mehr. Also dann halt ohne Bier ins Stadion, da treffen wir nicht nur auf Waldi, sondern auch auf Elle, der mit seinen beiden Töchtern ebenfalls mit dem Auto angereist ist.

Tja, dann war da noch ein Fußballspiel…..Ich war die ganze Zeit der festen Überzeugung, dass Rijeka nie ein Tor gegen uns schießen wird. Dann fahren wir halt mit einem 0:0 heim, das reicht auch so, so meine Gedanken. Und plötzlich steht es 0:2. Die blamable Leistung unserer Helden weiter zu kommentieren lohnt sich gar nicht. Wieder einmal war kein Konzept zu erkennen, wir spielten ohne Mittelfeld, blinde Flanken in den Strafraum, Fehlpässe ohne Ende. Zwar machte Ibisevic kurz vor Beendigung der Blamage noch den Anschlusstreffer, ungeachtet dessen war die Enttäuschung groß, die sich überwiegend gegen unseren Problembären richtete. Als die Mannschaft sich bei den Fans bedankte schallte es den Spielern „Bruno-raus“ entgegen, dieser drehte abwinkend ab.

Die Kroaten überraschten in der zweiten Hälfte mit einer schönen Choreographie während des Spiels. Die Einnahmen beider Vereine dürften wohl dazu dienen die Strafen zu bezahlen, welche in Anbetracht des beidseitigen häufigen Pyroeinsatzes fällig werden dürften.

Nach dem Spiel, während der Blocksperre, die fast 2 Stunden dauerte, wurde dann noch gesammelt. Anscheinend sind einige festgenommen worden und sollten nur gegen Kaution ausreisen dürfen. Es sind immerhin über 900 € zusammengekommen. Möglicherweise ein netter Abend für die unfreundliche und Furcht einflösende kroatische Polizei.

Ach ja- da gab es dann auch noch ein Feuerwerk, welches von einem Schiff aus abgebrannt wurde. Begeisterung pur bei unseren Gegnern, Frust in den eigenen Reihen. Wir trennten uns wieder von Waldi und Elle und machten uns nachdem die Blocksperre endlich aufgehoben wurde auf zum Bus nach Opatja, auf welchen wir lange warten mussten. Dort angekommen ….gab‘ s wieder kein Bier mehr (O-Ton Bambo: Die haben die ganze Nacht auf…), also sind wir mit dem Auto noch schnell vom Campingplatz ins Zentrum von Opatja gefahren und da bekam ich dann endlich mein lang ersehntes…..Eis !

Am anderen Morgen genossen wir noch ein ausgiebiges gemeinsames Frühstück miteinander. Bambo wollte noch die Strandpromenade durchlaufen und sich abends mit Elle treffen. Bemerkenswert war, dass Elles Töchter wohl mehr an diesem gemeinsamen Abend der beiden Herren interessiert waren, als Elle selbst.

Gregor und ich sind dann die Küstenstraße entlang nach Slowenien zurück gefahren, da wir noch in den Dolomiten Klettersteige machen wollten. Als wir in der Brenta im Steig via delle Bocchette in einer Felsspalte ausharrten bis ein Gewitter verzogen war, war die blamable Vorstellung unserer Helden schnell vergessen. Nach 3 Nächten in der Brenta ging‘s übers Timmelsjoch zurück nach Österreich, wo wir im Ötztal noch in Richtung der Wildspitze gehen wollten. Schnee und Regen hielten uns jedoch davon ab. Schließlich wartete ja auch das Rückspiel, für welches wir immerhin keinen Eintritt bezahlen mussten…..

Neben tollen und erholsamen Bergerlebnissen war das einzigst Positive an dieser Begegnung, dass wir Bruno losgeworden sind. Anders wie bei der WM 2006 musste man ihn nicht einmal erschießen. Er hat es überlebt, die internationale Präsenz unseres VfB hingegen nicht……Schade ! Nächstes Jahr wieder, dann aber in der CL !

Bernd